Acts 6

Text: Apostelgeschichte 6,1-7 Eine entstandene Kirchennot in Besorgung der Armen gibt Gelegenheit, daß sieben Männern diese Verwaltung zeitlicher Angelegenheiten aufgetragen, und also durch Glauben und Friede auch dieser anfängliche Stein gehoben werde. Das Vielwerden der Jünger war an sich ein Segen, zugleich aber auch eine Gelegenheit, daß sich aus menschlicher Schwachheit, und des Teufels Neid etwas anhängen konnte, das Verstoß verursachte. Durch das Aufkommen einer solchen bitteren Wurzel können viele befleckt werden. Über dergleichen Ausbrüchen aber muß sich kein Fauler in seinem Herzen segnen, und denken: Darum ist es besser, man treibe nicht so viel auf, als daß man hernach selbst seine liebe Not damit hat; wie den Faulen leicht solche Gedanken kommen (Sprüche 16:16) . Das Übersehen der Fremden, und das darüber entstandene Murren war freilich ein Bruch in das zuvor gerühmte Ein Herz und eine Seele; doch hat man um deswillen das Eins sein und werden nicht aufgegeben. Schwierigkeiten und Hindernisse müssen nicht gleich von Erreichung eines guten Ziels abschrecken, sonst wäre es ein Beweis, daß man mehr in Naturkraft als im Glauben angefangen hätte. Der Glaube versteht schon, daß sein Werk durch Not und Widerstände aufkommen muß. Noch mancher Verstoß hat darin seinen Grund, daß man es nicht gleichmütiger ansieht, in etwas zurückzustehen, oder sich anderer Liebe unwürdig zu achten, mit Anderer Umständen so viel Mitleiden zu haben, daß das, was versäumt worden war, nicht mit Vorbedacht, sondern mehr aus Schwachheit und Unvermögen geschehen sei. Das Zusammenrufen und Überlegen miteinander gibt ein schickliches und schleuniges Mittel ab, dem Murren zu steuern. Durch Überhäufen, oder sich überhäufen lassen mit allerlei Geschäften kann man sehr vom Vornehmsten abgezogen werden. Da hat man zu beten um Augen, recht zu sehen, um ein Herz, das möge verstehen, was zwar scheint, doch schädlich ist. Schreiben, - lesen - und etwa rechnen - können waren zu der Zeit noch nicht hinlängliche Eigenschaften zu einem Almosen = oder Heiligenpfleger. Geistliche Güter sollten auch geistlich verwaltet werden. GOtt wird die Rechnung dereinst abhören. Da denke man nach, warum auf Manchem so ein Unsegen, und auch in solchen Anstalten nichts Dauerhaftes anzurichten ist. Die Not und Notdurft in diesem Stück ist noch sehr groß. An gottgefälliger Besorgung der Armen, Kranken, Fremden, Proselyten geht gar viel ab. Das hat bis auf den Tag JEsu Christi hinaus große Folgen. Unter solchen Anfechtungen muß man freilich seine Zuflucht allermeist zum Gebet nehmen. Es geht auch bei der Arbeit an Wort und Lehre nicht so Alles am Schnürlein; da hat man mit Gebet vor den Riß zu treten. Das Wohlgefallen an dem apostolischen Vorschlag war schon wieder ein Schritt in die Einigkeit des Geistes zurück! Wie denn auch nachgehends die Nachricht: Das Wort GOttes nahm zu, oder wuchs, wieder als eine schöne unter den Dornen herausbrechende Rose anzusehen ist. Dank dem GOtt der Wahrheit, der seinen Aposteln, und auch ihren Nachfolgern im Geist, immer aus ihren Nöten geholfen, und damit sein Evangelium bewährt hat! Text: Apostelgeschichte 6,8-15 Anfang von der Geschichte Stephani, worin sich dieser hervorgetan, aber auch Anderer Haß und Anklage zugezogen habe. Wie unter dem Leiden Christi selbst, so auch unter den nachmals seinen Zeugen aufgelegten Trübsalen hat sich die Welt in ihren Tücken auf alle Zeit hinein aufgedeckt. Durch die Geistes = und Glaubenskraft samt der darunter geschaffenen Frucht wird ihr Neid und Feindschaft allermeist gereizt; und wenn sie zu ihrer Beschämung erfährt, daß sie dagegen nichts ausrichten kann, so macht sie Lügen zu ihrer Zuflucht; selbige aber zu schmücken, ergreift sie etwas von der Wahrheit, die sie aber verdreht. Um göttliche Wahrheiten ist es etwas Geschmeidiges. Der blinde Eifer kann ihren Zeugen mit einer kleinen Veränderung der Worte etwas Lästerliches aufbürden. Sonderlich hat die Anzeige künftiger Gerichte, und so zuletzt der Erscheinung unseres HErrn JEsu Christi und des Endes aller Dinge etwas, das leicht zu verdrehen, und womit viel Grimm aufzurühren ist. Daß dabei Stephani ganz heitere Gestalt und gelassene Fassung bemerkt wird, gibt nicht nur einen Beweis, wie herrlich sich GOtt in seinen Knechten, sonderlich unter den Leiden durch den auf ihnen ruhenden Geist der Herrlichkeit beweisen könne, sondern es beleuchtet auch Vieles in seiner folgenden Rede, mit welcher engelischen Erhabenheit über das Irdische und alles Ansehen der Person, mit welchem Eifer für GOttes Ehre und Wahrheit, und mit welcher Sorge für der Menschen Heil, er unter Allem geredet und gehandelt habe.
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